Von der „Hölle Westdeutschlands“

Ein wirklich interessanter und nachdenklich stimmender Ausflug in die Dortmunder Geschichte.

Einen Ausflug völlig anderer Art unternahmen einige Zwarler am 3.5. und besuchten die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.
Der Besuch erfolgte auf Anregung unseres Teilnehmers Georg D., der sich als Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Steinwache- Int. Rombergpark-Komitee intensiv um die Anliegen des Vereins kümmert und für uns eine ausgesprochen fachkundige Führung organisiert hat.

Seit 1992 besteht in Dortmund die „Steinwache“ als Mahn- und Gedenkstätte im alten Dortmunder Polizeigefängnis, in dem allein von 1933 bis 1945 insgesamt über 65.000 Personen inhaftiert wurden.
In den zwanziger Jahren aus- und umgebaut wurden ab 1933 einige Bereiche des Gefängnisses zur Folterung und Erpressung von Geständnissen politischer Gegner missbraucht. Hier zeigten in diesen Jahren insbesondere die Mitarbeiter der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ihren teilweise menschenverachtenden Charakter und machten die Steinwache zur „Hölle Westdeutschlands“.

Neben den politischen Gegnern waren es größtenteils jüdische Bürger und ausländische Zwangsarbeiter der heimischen Industriebetriebe, die von der Gestapo hierher verschleppt wurden. Viele der Verhafteten wurden aus der Steinwache anschließend ohne Prozess in ein Konzentrationslager verbracht.

Auf fünf Stockwerken wird in über 50 ehemaligen kleinen Zellen die lokale Dimension nationalsozialistischer Verfolgung und des Widerstandes dagegen anhand von Fotos, Dokumenten, Briefen und in persönlichen Berichten beeindruckend veranschaulicht. Insbesondere Einzelbereiche wie die Verhörzelle im Keller des Gebäudes und die als „Fertigmachzelle“ berüchtigte Zelle 19 wurden rekonstruiert und zeugen von der unbeschreiblichen Rohheit und Grausamkeit im Umgang mit missliebigen Kritikern und Gegnern des NS-Systems.

Auch nach dem Krieg wurde das Gebäude weiter in verschiedenen Funktionen genutzt und später im Auftrag der Stadt Dortmund zur festen Heimat der Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945“.

In  kleiner Diskussionsrunde hatten die Teilnehmer anschließend noch Gelegenheit, über ihre Eindrücke zu sprechen und insbesondere auf einige auch heute noch – oder schon wieder – erkennbare Bestrebungen zu verweisen, die die grausamen Verbrechen der damaligen Zeit relativieren wollen und letztlich unsere demokratische Grundordnung erneut gefährden.

Ein wirklich interessanter und nachdenklich stimmender Ausflug in die Dortmunder Geschichte.

Fotos: Peter S.
Text: Peter S. (aus Flyer und Broschüre der Mahn- und Gedenkstätte)